Sechs Partner – Drei Themen

Die Menschen der heutigen Oberlausitz verbindet dies- und jenseits der Neiße eine gemeinsame mehr als tausendjährige Geschichte. Einigen Spuren dieser Jahrhunderte werden wir im Rahmen unseres Projektes nachgehen und sie für die Menschen der Region wieder sichtbar werden lassen. Zu dem gemeinsamen Kulturerbe gehören archäologische Denkmale und Funde, aber auch das in den Museen und Archiven gesammelte Wissen um die Geschichte der Oberlausitz. Im Zentrum der Projektaktivitäten stehen die archäologischen und anthropologischen Untersuchungen der slawischen Besiedlungsperiode des 9. bis 11. Jahrhunderts sowie die historischen Forschungen zu spätmittelalterlichen Städtepartnerschaften und den napoleonischen Befreiungskriegen. Die authentische Nachstellung einiger Szenen der Napoleonischen Schlacht am Bober bei Bunzlau bildet einen Höhepunkt unseres Förderprojektes. Mit interessanten Workshops, Vorträgen und Führungen zu längst vergessenen Denkmalen im polnisch-sächsischen Grenzraum laden wir Sie ein, sich unseren spannenden Erkundungen anzuschließen. Zudem entstehen im Laufe des Projektzeitraumes mehrere Sonderausstellungen in Bautzen, Zittau, Pieńsk und Bunzlau (vgl. www.1000lusatia.de)

Am Freitag, den 18. Februar 2022, 14.00 Uhr, wird die von Frau Dr. Harriet Bönisch kuratierte Ausstellung 1000 Jahre Oberlausitz – Menschen, Burgen, Dörfer, pandemiebedingt im Rahmen einer online- Veranstaltung, eröffnet. Die frühmittelalterliche Besiedlung in der Oberlausitz, insbesondere um das Jahr 1000, wird in der Ausstellung thematisiert. Dabei umfasst die Ausstellung verschiedene Kapitel, in die u.a. die Ergebnisse der in den letzten beiden Jahren einerseits an einigen Fundstellen im Gebiet um Bautzen und andererseits in ausgewählten Fundgebieten östlich der Neiße im Rahmen des Interreg- Projektes 1000 Jahre Oberlausitz – Menschen, Burgen, Städte eingearbeitet wurden. Das Arbeitsgebiet und das genauere Anliegen des Projektes werden in einem ersten Kapitel der Ausstellung dargelegt; weitere Kapitel beschreiben den Besiedlungsgang der Oberlausitz seit dem 7./8. Jahrhundert. Die slawische Besiedlung unserer Region steht am Anfang der bis heute kontinuierlichen Besiedlung der Region. Archäologisch gut erkennbar sind Friedhöfe aus der Zeit des slawischen Mittelalters. Während die frühen Slawen die Körper ihrer Verstorbenen verbrannten und in Grabhügeln bestatteten, änderte sich diese Sitte, wohl unter dem Eindruck der christlichen Religion, zu Körperbestattungen, die meist Beigaben enthalten. Manchmal ist Schmuck enthalten, die Ausstellung zeigt besondere und ausgewählte Schmuckstücke.  Schmuck kommt auch in einer anderen Fundkategorie vor, die in der Ausstellung gezeigt und thematisiert werden: den sogenannten Hacksilberfunden. Hacksilber ist ein Beleg für eine andere Bezahlungsweise, als es uns geläufig ist: anstelle von Münzgeld, dem Werte zugeordnet sind wurde im slawischen Mittelalter mit zerhacktem Silber bezahlt, nach Gewicht. Dabei war es unerheblich, ob es Schmuckfragmente oder Münzfragmente waren, die das gewünschte Gewicht ergaben. In der Ausstellung werden zahlreiche Funde aus Hacksilberschätzen der Oberlausitz zu sehen sein. Besonders auffällig in der Landschaft sind annähernd 90 mittelalterliche Burgwälle, die der Forschung seit Langem viele Rätsel aufgeben, hinsichtlich der genauen Datierung und ihrer Funktionen. Im Rahmen des Projektes konnte etwas Licht in die genannten Fragestellungen gebracht werden.

Eine besonders auffällige Objektkategorie ist die slawische, oft verzierte Keramik, die im Laufe des Mittelalters eine deutliche Entwicklung durchläuft. Dies wird in der Ausstellung deutlich gezeigt. Ebenso werden weitere Themen der Alltagsarchäologie in einigen Ausstellungskapiteln thematisiert, wie die handwerkliche und häusliche Nutzung tierischer Produkte, sowie der Anbau und die Verarbeitung von Getreide. Auf einer sanften Erhebung, heute unter dem nördlich Bautzen gelegenen Stausee verborgen, befand sich eine gut erhaltene slawische Siedlung, die beim Stauseebau in den frühen 1970er Jahren entdeckt und teilweise dokumentiert wurde. Die Ausstellung zeigt einige Objekte aus diesen landesarchäologischen Ausgrabungen. Das Wissen über die mittelalterarchäologischen Funde und Befunde gehen insbesondere auf die bodendenkmalpflegerischen Aktivitäten in der Oberlausitz zurück, deren Geschichte in einem abschließenden Kapitel thematisiert wird. Dabei werden Skelettreste aus dem Burgwall Göda thematisiert. Das Aussehen der Menschen, die hier, im Inneren des Burgwalles Göda bestattet worden waren, wurde rekonstruiert, die Rekonstruktionen werden gezeigt werden. Besonders erfreulich ist, dass im Rahmen des Projektes auch Datierungen an den Knochen durchgeführt werden konnte; die Ergebnisse der Datierungen aber zeigen, dass die dort bestatteten Menschen keineswegs aus dem Mittelalter stammen, sondern im späten 16./frühen 17. Jahrhundert hier bestattet wurden.

Begleitprogramm (Auszug)

Freitag, 18. Februar, 11.00 Uhr
Online-Vortrag – Die slawische Ober- und Niederlausitz im Vergleich |   Dr. Harriet Bönisch
Freitag, 18. Februar, 14.00 Uhr
Online-Ausstellungseröffnung der Sonderausstellung 1000 Jahre Oberlausitz – Menschen, Burgen, Dörfer
Sonntag, 13. März, 15.00 Uhr
Führung durch die Sonderausstellung | Dr. Harriet Bönisch
Sonntag, 27. März, 15.00 Uhr
Führung durch die Sonderausstellung | Dr. Harriet Bönisch
Sonntag, 8. Mai, 14.00 Uhr 
Letzter Ausstellungstag