Der Schafberg im heutigen Bautzener Stadtteil Niederkaina ist seit Langem als urgeschichtlicher Bestattungsplatz bekannt. Bereits im Jahre 1826 wurden bei Pflanzarbeiten am Schafberg, auf der Flur „in den Lehden“, erstmals Keramikgefäße vergangener Kulturen entdeckt. Die Urnen mit Leichenbrand, Metallartefakte und Steine, mit denen die Grabkammern ausgekleidet waren, zogen eine breite Aufmerksamkeit auf sich.

Jedoch erst die 1948/49 durchgeführten Untersuchungen von Schützengräben aus dem Zweiten Weltkrieg offenbarten das beeindruckende Ausmaß des Gräberfeldes auf dem südlichen Geländesporn. Stetig voranschreitender Kiesabbau gab zwischen 1950 und 1971 Anlass zu jährlichen Grabungen, die von Erich Schmidt vom Museum Bautzen im Auftrag des sächsischen Landesamtes für Bodendenkmalpflege durchgeführt wurden. Bei den Aufsehen erregenden Ausgrabungen wurden zahlreiche Grabstätten eines urgeschichtlichen Friedhofes entdeckt. Die über 2000 bekannten Gräber stammen aus der Zeit zwischen der späten Jungsteinzeit (2500-2000 v. Chr.) und der frühen Eisenzeit (750 - 450 v. Chr.). 

Die Gräber bezeugen um 1300 v. Chr. einen Wechsel von der zuvor praktizierten beigabenarmen Körperbestattung Verstorbener hin zu der danach üblichen Leichenverbrennung. Die Reste des Leichenbrandes wurden in Urnen zusammen mit zahlreichen Beigaben beigesetzt. Von den um den Schafberg herum gelegenen urgeschichtlichen Siedlungen aus, hatten Menschen über 2000 Jahre stets Sichtverbindung zur letzten Ruhestätte ihrer Ahnen und vielleicht auch daran geglaubt, dass auch die Ahnen sie beobachteten

Die neue Sonderausstellung „Tod & Ritual. Vorgeschichtliche Bestattungen auf dem Schafberg in Niederkaina“ des Museums Bautzen, welche in Kooperation mit dem Landesamt für Archäologie Sachsen und dem Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz entwickelt wurde, zeigt ausgewählte Funde und Befunde aus dem Gräberfeld Niederkaina und gibt einen Einblick in den aktuellen Forschungsstand.