Die Sonderausstellung wird bis zum 16. August 2020 verlängert.

Zeitgenössische Fotografien und Archivaufnahmen aus Gedeo, Äthiopien

Eine Ausstellung von Maheder Haileselassie – Sonderausstellung in Kooperation mit dem Goethe-Institut in Addis Abeba und dem Frobenius-Institut in Frankfurt am Main

Das Museum Bautzen konnte die Ausstellung vom Goethe-Institut in Addis Abeba (Äthiopien) übernehmen und an die Bautzener Räumlichkeiten anpassen. Die junge Fotografin Maheder Haileselassie und einige ihrer Schülerinnen und Schüler sind der Frage nachgegangen, wie sich der Begriff „Heimat“ heute mit fotografischen Mitteln in dem im südlichen Äthiopien gelegenen,  ca. 1300 km² großen Land Gedeo mit seinen 821.000 Einwohnern (zum Vergleich: Oberlausitz: 4500 km²; 780.000 Einwohner) fassen lässt. Die einfühlsamen Fotografien für die Bautzener Ausstellung nehmen Betrachter mit in eine abwechslungsreiche und hierzulande eher unbekannte Welt, in der übrigens ein bedeutendes Kaffeeanbaugebiet Afrikas gelegen ist. Anlässlich der Ausstellungseröffnung erwarten Baubürgermeisterin Juliane Naumann und Museumsdirektor Dr. Jürgen Vollbrecht Frau Mulu Worku Yimer, die stellvertretende Leiterin der äthiopischen Botschaft in Berlin zur Ausstellungseröffnung im Museum. Sie wird aus diesem Anlass zusammen mit der  Botschaftsrätin für öffentliche Angelegenheiten Frau Addisalem Abebe W/Tensaye in das Museum Bautzen kommen.

Auch die Fotografin, Frau Maheder Haileselassie Tadese wird anwesend sein. Sie wird zusammen mit dem Museumsteam die Ausstellung aufbauen. Anlässlich der Ausstellungseröffnung wird Frau Dr. Sophia Thubauville vom Frobenius- Institut in Frankfurt am Main für eine Einführung in die Ausstellung nach Bautzen kommen. Das Frobenius- Institut hat historische Archivaufnahmen aus der Region Gedeo zur Ausstellung beigesteuert, ebenso einen kurzen Film. Die Aufnahmen entstanden in den 1930er Jahren, einige in den 1950er Jahren. Es sind größtenteils Fotografien. Es werden aber auch Original – Zeichnungen von Alf Bayerle (1900–1984) gezeigt, der 1934–1936 für Leo Frobenius im südlichen Äthiopien fotografierte, zeichnete und malte. Gezeigt werden einige seiner zeichnerischen Aufnahmen von steinernen verzierten Stelen, die ein Kennzeichen der historischen Landschaft in Gedeo sind und die auch auf manchen zeitgenössischen Fotografien der Ausstellung abgebildet sind. Auch historische Fotografien der dort lebenden Menschen lassen sich in der Ausstellung mit solchen von heute vergleichen. Beeindruckend ist der heutige deutliche Einfluss der Globalisierung auf die Menschen, im Vergleich zu den durchgehend traditionell aussehenden Menschen aus der Zeit vor 7–9 Jahrzehnten.  Landschaft, Bauweise, Infrastruktur, Bräuche, topografische und historische Besonderheiten haben Maheder Haileselassie Tadese und Ihre Schülerinnen und Schüler als weitere Anker ihrer fotografischen Heimatbeschreibung gewählt.

Der fotografische Blick in die Heimat von Menschen aus dem südlichen Äthiopien macht deutlich, wie verschieden Heimat in unserem globalen Dorf ausgeformt sein kann, sich anfühlen kann. Andererseits ist durch die Ausstellung erkennbar, wie ähnlich die Versuche oft weltweit sind, die Kunde von der Heimat zu erarbeiten.                

Äthiopien – Land der Ursprünge und des Sonnenscheins

Das in Ostafrika gelegene Äthiopien ist weithin als „Land der Ursprünge“, als „Wiege der Menschheit“ bekannt. So wurde z.B. 1974 im Osten des Landes das Skelett von Lucy, der ältesten aufrechtgehenden Frau der Welt, gefunden. Die 3,2 Millionen Jahre alten Knochen gehören zu den vollständigsten und am besten erhaltenen, erwachsenen Australopithecinen-Fossilien, die jemals ausgegraben wurden.

Aber auch ansonsten kann Äthiopien auf eine lange und spannende Geschichte zurückblicken. Das erstes bekannte Königreich wird bereits auf das 10 Jahrhundert v. Chr. datiert. Ebenfalls, im 10. Jahrhundert v. Chr., soll die äthiopische Königin Sheba (auch Makeda genannt) nach Jerusalem gereist sein, um König Salomon, der für seine Weisheit berühmt war, einen Besuch abzustatten. Sheba war von Salomon angeblich so beeindruckt, dass sie zum Judentum konvertierte und gebar außerdem einen Sohn von ihm. Dem Judentum folgte in Äthiopien das orthodoxe Christentum, das unter der Herrschaft von König Ezana, 330 n. Chr. zur Staatsreligion erklärt wurde. Das anschließende Reich von Aksum war eines der bedeutenden Weltreiche der Spätantike. Zwischen 1270 und 1974 stellte die salomonische Dynastie, die sich auf Menelik I, den Sohn Salomons and der Königin von Saba zurückführt, die Kaiser Äthiopiens. Die Monarchie nahm ein jähes Ende mit der sozialistischen Revolution und der Inhaftierung Haile Selassies. 1991 wurde eine Übergangsregierung eingesetzt.

Heute ist Äthiopien, mit seiner Bevölkerung von über 100 Millionen Einwohnern, für alle an Geschichte, schöner Landschaft, Gesellschaft und Kultur interessierten Menschen ein beliebtes Reiseziel. Im Land der 13 Monate Sonnenschein (da der äthiopische Kalender 13 Monate hat) können neben dem gebirgigen Norden, das östliche Tiefland mit vulkanisch aktivem Gebiet sowie die grünen Steppen des Südens besucht werden.

Die Region Gedeo, wo alle in dieser Ausstellung gezeigten Fotos entstanden, liegt im Süden des Landes, der mit seinen mehr als 80 Sprachen und Ethnien als kulturelles Mosaik bekannt ist. Die große ethnische Vielfalt birgt leider auch viel Konfliktpotential, was seit Frühjahr 2018 zu etwa 800,000 internen Flüchtlingen in der Region führte

Die grünen Landschaften Gedeos, die auch viele der Fotos prägen, setzen sich vor allem aus zwei für die Anwohner sehr wichtigen Nutzpflanzen zusammen. Die Ensete, oder auch Abessinische Faserbanane, gilt als wichtigstes Grundnahrungsmittel. Die Pflanze trägt keine Früchte, sondern ihr Pseudostamm wird zu Brot fermentiert. Die zweite wichtige Nutzpflanze der Region ist der Kaffee. Äthiopien gilt nämlich nicht nur als Wiege der Menschheit, sondern auch als Ursprungslands des Kaffees. 30 % der Gesamternte Äthiopiens stammen aus der Region Gedeo. Dieser Kaffee wird im Ausland meist als Yirgacheffe, benannt nach einer Stadt der Gedeo-Region, verkauft. 

Sophia Thubauville

Maheder Haileselassie Tadese

  • geboren am 3.2.1990 in Addis Abeba, Äthiopien
  • ging in Addis Abeba zur Schule
  • arbeitet und lebt heute in Addis Abeba, Äthiopien
  • bis 2012: Ausbildung (Studium) zum Bauingenieur an der Adama Universität für Wissenschaft und Technik
  • seit 2010: Beginn der photographischen Arbeit autodidaktisch), seitdem Besuch zahlreicher photographischer Aus- und Weiterbildungsseminare. Arbeitet für AFP, Reuters, Mongabay
  • 2018: Gründung des Center for Photography in Ethiopia (CPE), eine erfolgreiche Lern- und Diskussionsplattform für Fotografinnen und Fotografen in Äthiopien

Mitgliedschaften

  • Women Photo Association
  • Authority collective

Teilnahmen

  • World Press Photo Masterclass East Africa 2019
  • New York Times Portfolio Review 2019

Publikationen

  • Against Gravity- On recent photography in Ethiopia (Addis Abeba, 2018)
  • Mfon: Women Photographers of the African Diaspora (New York, 2017)

Ausstellungen, Präsentationen auf Festivals

  • Photojournalists in Conflict (Finnland, 2016)
  • Addis Foto Fest (Äthiopien, 2016)
  • Image Festival Amman, (Jordanien, 2017)
  • World Press Photo (Niederlande, 2018)
  • RAY Festiva (Frankfurt a.M., Deutschland, 2018)
  • Kigali Photo Festival, (Ruanda, Juni 2019)
  • Jakarta International Photo Festival (Jakarta, Indonesien, Juni 2019)

Ausstellungen in Galerien und Museen

  • In Quest for (Goethe-Institut, Addis Abeba, Äthiopien, 2016)
  • Intangible Cultural Heritages, (UNECA- Hall, Addis Abeba, Äthiopien, 2016)
  • Tales on Ethiopia (Italien, 2016)
  • Inspiring women (Goethe-Institut, Addis Abeba, Äthiopien, 2017)
  • Stories (Ägypten, 2017)
  • In Quest for (Uganda, 2017)
  • Black Magic Women (Bologna, Italien, März 2019)
  • Against Gravity (Goethe- Institut Addis Abeba, Äthiopien, September bis November 2018)
  • Shoa: A Geographical Passion (Äthiopien, 2019)
  • Baxxe : Home (Goethe- Institut Addis Abeba, Äthiopien, November 2019 bis Januar 2020)
  • Baxxe : Heimat (Museum Bautzen, Deutschland, März bis Juni 2020)

Begleitprogramm (Auszug)

Sonntag, 29. März, 15.00 Uhr
Filmvorführung – Das grüne Gold Dokumentarfilm (2016). Ab 16 Jahren.
Montag, 18. Mai, 15.00 Uhr | Internationaler Museumstag
Filmvorführung – Stadt der Läufer: Bekoji, Äthiopien Dokumentarfilm (2012). Ab 12 Jahren.