Die Menschen der Jungsteinzeit bis frühen Eisenzeit in der Oberlausitz
Tastobjekte in der Mitte der rechten Wand
Rekonstruktion einer Befestigungsanlage
Rekonstruktion eines Hügelgrabes
Die Menschen der Jungsteinzeit bis frühen Eisenzeit in der Oberlausitz
In der Zeit von der Jungsteinzeit bis zur frühen Eisenzeit siedelten in der Oberlausitz drei große Kulturgruppen: Die Schnurkeramische Kultur, die Lausitzer Kultur und die Billendorfer Gruppe.
Die Schnurkeramische Kultur war zwischen 3000 und 1800 vor Christus eine europaweit verbreitete Gruppe. Ihren Namen erhielt diese Kulturgruppe aufgrund der charakteristischen Gefäßverzierung, bei der mit einer Schnur umlaufende Rillenmuster in den Ton eingedrückt wurden. Die meisten der in der Ausstellung gezeigten schnurkeramischen Objekte wurden als Grabbeigaben gefunden. Die Menschen dieser Kultur bestatteten ihre Toten in Grabgruben. Die Körper der Verstorbenen wurden auf der Seite liegend mit angewinkelten Armen und Beinen begraben. Die Gräber wurden manchmal mit Erdhügeln bedeckt, wie im Fall des nachgebildeten Hügelgrabes hier im Museum.
Die mittel- und jungbronzezeitliche Lausitzer Kultur entstand um 1500 vor Christus und war zwischen Saale und Spree bis zur Donau, Weichsel und dem slowakischen Erzgebirge verbreitet. Als Besonderheit gilt, dass einige Siedlungen ab 1200 vor Christus mit starken Mauern befestigt wurden und somit erste Burgen in der Region entstanden. Ein weiteres Merkmal der Lausitzer Kultur sind die sich ändernden Bestattungsriten. Die Verstorbenen wurden auf Scheiterhaufen verbrannt. Der Leichenbrand wurde danach in Urnen bestattet. Zahlreiche keramische Gefäße wurden als Grabbeigaben beigelegt.
Aus der Lausitzer Kultur geht am Beginn der frühen Eisenzeit die Billendorfer Kultur hervor. In dieser Zeit wird die Besiedlung zwischen mittleren Elbe und Oder immer dichter. Keramik- und Metallerzeugnisse werden weiterentwickelt. Vereinzelt entstehen erste Werkzeuge und Objekte aus Eisen. Auch die Burgen werden weiter ausgebaut. Sie weisen oft Spuren einer Brandzerstörung auf. Die Menschen der Billendorfer Kultur verbrannten ebenfalls ihre Toten und bestatteten teilweise umfangreichen Urnengräberfeldern. Eines der beknntesten Gräberfelder jener Zeit befand sich auf dem Schafberg in Niederkaina, bei Bautzen. Der Niedergang der Billendorfer Kultur ist rätselhaft. Die Besiedlungsspuren enden um circa 400 vor Christus plötzlich.
Tastobjekte in der Mitte der rechten Wand
Die Tastobjekte sind Nachbildungen aus Ton. Sie sind chronologische von rechts nach links geordnet. Das ältesten Objekte beginnt rechts:
Das erste Objekt ist ein Trinkhorn aus Keramik. Das Original stammt aus der Zeit 1050 bis 750 vor Christus.
Das zweite Objekt ist eine kleine Rinderplastik aus der Zeit um 750 vor Christus. Das Original wurde in einem Grab in Niederkaina gefunden.
Das dritte Objekt ist eine kleine Menschenfigur aus gebrannten Ton. Dabei handelt es sich vielleicht ein Spielzeug. Das Original stammt aus der Zeit von 750 bis 500 vor Christus und wurde in Liebon-Zscharnitz gefunden
Das vierte Objekt ist eine gestielte Kugelrassel. Sie ist ein Musikinstrument aus der Zeit von 750 bis 500 vor Christus. Der Fundort des Originals ist Salzenforst.
Das fünfte Objekt ist ein keramisches Miniatur-Doppelgefäß. Das Original wurde in einem Grab aus der Zeit von 500 bis 400 vor Christus auf dem Schützenplatz in Bautzen gefunden. Die genaue Art seiner Verwendung ist noch unklar.
Rekonstruktion einer Befestigungsanlage
Die ältesten Befestigungsanlagen der Region, sogenannte Burgen, stammen aus der jüngeren Bronzezeit. Die bekanntesten und am besten erforschten Burgen standen in Ostro, auf dem Bautzener Protschenberg, auf dem Schafberg bei Löbau, auf dem Oybin im Zittauer Gebirge und wohl auch auf der Görlitzer Landeskrone. Bisherige Ausgrabungen zeigen, dass es sich um bewohnte Siedlungen handelte, die durch einen mächtige Mauernring aus Holz, Erde, und Steinen befestigt waren. Die im Museum Bautzen aufgestellte Teilrekonstruktion eines solchen Mauerrings ist aus echten Baumstämmen und Lehm gefertigt. Die Befestigungsanlagen besaßen zusätzlich Türme und große, verschließbare Tore. Innen war genügend Platz für den Bau von Häusern, die Unterbringung von Vieh und die Errichtung von Werkstätten. Der Bau von Burgen ist ein Indiz dafür, dass die Zeiten unsicherer wurden und die Menschen der Oberlausitz sich mit größerer Konflikte konfrontiert sahen. Einige dieser Burgen wurden viele Jahrhunderte später, ab dem 9. Jahrhundert nach Christus, von den einwandernden slawischen Stämmen wiederverwendet und ausgebaut.
Rekonstruktion eines Hügelgrabes
Erste Hügelgräber sind ab der Zeit der Schnurkeramischen Kultur, ab dem 3. Jahrtausend vor Christus, in der Lausitz belegt. Eines der bekanntesten und größten Gräberfelder jener Zeit wurde auf dem Schafberg in Niederkaina, bei Bautzen ausgegraben. Ein Grab vom Schafberg in Niederkaina wurde hier im Museum nachgebaut. Der Grabhügel hat einen Durchmesser von 4,6 bis 4,8 Meter. Pfostenlöcher wiesen bei der Ausgrabung darauf hin, dass sich in regelmäßigen Abständen Holzpfosten am Rand des Grabhügels befanden. In der Mitte unter diesem Garbhügel befand sich eine rundliche Grabgrube von 1,5 Meter Durchmesser. In dem Grab befand sich eine Urne mit Leichenbrand und Grabbeigaben wie eine Amphore, ein henkelloser Becher und eine Axt. Die Mitgabe von Speisen und Getränken gehörte zum Totenkult. Dieser beinhaltete wahrscheinlich das Bereitstellen von Nahrung für den Toten auf seiner Reise ins Jenseits.