Der Bautzener Lehrer, Heimatschriftsteller und Mundartdichter Gustav Wolf wurde 1896 in Weifa in der Oberlausitz geboren. In Bautzen absolvierte er auf dem Oberlausitzer Landständischen Lehrerseminar eine Ausbildung zum Dorfschullehrer. Bereits zu dieser Zeit charakterisierten ihn eine große Liebe zu seiner Heimat, die später in seinen Zeichnungen hervortreten und seine Dichtungen nachhaltig präge sollte.

Im Jahre 1914 trat Gustav Wolf als Kriegsfreiwilliger in das Deutsche Heer ein. Voller Ideale und mit der seinerzeit weit verbreuteten Begeisterung zog er in den Ersten Weltkrieg. Als Soldat des Bautzener 4. Königlich-Sächsischen Infanterie-Regiments Nr. 103 war er in Nordfrankreich im Einsatz. Die Illusion der heldenhaften und siegreichen Kriegsführung verlor Wolf schnell im Grauen und Schrecken der Kriegsrealität. Mehrfach wurde er verwundet. Bereits während des Krieges begann er mit der zeichnerischen Aufarbeitung seiner Eindrücke und Erlebnisse. Ende 1918 kehrte er als Offizier in seine Heimat zurück.

Nach dem Krieg studierte Gustav Wolf ab 1920 Germanistik, Philosophie, Pädagogik und neue Sprachen (Englisch und Französisch) an der Universität in Leipzig, wo er 1925 zum Dr. phil. promovierte. Von 1928 bis 1939 wirkte er als Lehrer für Deutsch, Englisch, Französisch und Geschichte an der Landständischen Oberschule in Bautzen. Seine berufliche Karriere im Schulwesen brach ab, als er nach 1933 als einer der wenigen Lehrer den Eintritt in die NSDAP verweigerte. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er in die Deutsche Wehrmacht eingezogen und leistete den Kriegsdienst als Hauptmann bei einem Luftwaffenbataillon in Nordfrankreich. Gustav Wolf starb 1942 im Reservelazarett Süchteln.

Seit seiner Leipziger Studienzeit befasste sich Gustav Wolf mit Lyrik und Mundart. In den 1930er Jahren machte er sich als Heimatschriftsteller und Mundartdichter über seine Bautzener und Oberlausitzer Heimat hinaus einen Namen. Er verfasste Gedichte im Weifaer Dialekt, von denen eine Auswahl 1937 in dem Buch »Weefner Woare« erschien. Seiner Mutter widmete Wolf 1938 die Sammlung »Mutter auf allen Wegen«.

Gustav Wolf arbeitete seine Eindrücke vom Kriegsgeschehen in Zeichnungen auf. In seinem Nachlass sind zwei Skizzenbücher überliefert, in denen sich 47 Zeichnungen befinden. Im Mittelpunkt der Ausstellung im Museum Bautzen stehen 29 Bilder, ergänzt um Gedichte und Kriegsberichte, die den Besucher in Wolf’s Schützengraben, aber auch in zerstörte Ortschaften Frankreichs und Flanderns führen und einige seiner Kameraden vom Bautzener Infanterie-Regiment 103 ins Bild rücken. Der größte Teil der Blätter entstand vermutlich während der Ruhephasen in der Etappe oder bei Aufenthalten in Lazaretten. Dabei ging es Wolf in erster Linie um eine dokumentarische Erfassung der Orte und des Geschehens, weniger aber um eine Abbildung der Leiden der Menschen und der Brutalität des Krieges. In der Ausstellung ergänzt seine Zeichnungen daher eine kleine Auswahl von Arbeiten anderer Künstler zum Ersten Weltkrieg, die dessen lebensbedrohliche Folgen für die Menschen und deren Sehnsucht nach Frieden in den Blick nahmen. Militärische Exponate wie Stahlhelm, Gasmaske und andere Gebrauchsgegenstände, zum Teil aus dem Nachlass von Gustav Wolf, erweitern die Darstellung des entbehrungsreichen Alltages im Schützengraben, wo die Soldaten beispiellosen körperlichen und seelischen Belastungen ausgesetzt waren. Im zweiten Teil der Ausstellung wird deutlich, wie die Thematik des Krieges später immer wieder in Wolf literarisches Schaffen Eingang fand. Außerdem erfolgt hier eine Würdigung seines Schaffens als Oberlausitzer Heimatschriftsteller und Mundartdichter.