Kunsttechnologische Untersuchung im Museum

  KategorienMuseum Bautzen
Die Malerei eines Schrankes wird mit einem speziellen Gerät zur Röntgen-Fluoreszenz-Analyse untersucht.

In der Sammlung des Museums Bautzen befindet sich ein umfangreicher Bestand an Möbeln aus verschieden Stilepochen. So umfassen die im Museum bewahrten Schränke einen Entstehungszeitraum von ca. 450 Jahren und beinhalten einfach bemalte volkskundliche Objekte bis hin zu sehr aufwendig handwerklich gefertigten Schränken des städtischen Bürgertums sowie verhältnismäßig junge Möbel aus der DDR-Zeit, die als Zeugnis der Produktion Volkseigener Möbelbetriebe für die Erinnerungskultur zunehmend interessanter werden. In einem durch die Sächsische Landesstelle für Museumswesen geförderten Projekt mit dem Titel „Pilotprojekt zur gefügekundlichen und kunsttechnologischen Erschließung des Möbelbestands im Museum in Bautzen“ wurden in einem Bearbeitungszeitraum von sechs Monaten verschiedene Aspekte der Möbel des Typus „Schrank“ durch den Restaurator Gerald Grajcarek wissenschaftlich untersucht.

Im Zentrum der wissenschaftlichen Studie stand dabei eine Gruppe aufwendig bemalter Schränke, welche aufgrund ihrer kunsttechnologischen und gefügekundlichen Merkmale als homogene Werkgruppe anzusprechen ist und vermutlich in enger und gleichbleibender Zusammenarbeit von Tischlern, Malern und Schmieden in der Zeit von circa 1795 – 1810 in der Oberlausitz entstanden sein muss. Es handelt sich um repräsentative Möbel mit hohem kunsthandwerklichem Anspruch, welche nur von gut ausgebildeten Handwerkern gefertigt werden konnten. Nach bisherigem Kenntnisstand stellen sie ein Unikum in der Möbellandschaft der Oberlausitz, Sachsens und angrenzender Regionen dar.

Das Projekt verfolgte das Ziel, den Bestand an Schränken zu erfassen, digital zu inventarisieren und für weiterführende wissenschaftliche Analysen zugänglich zu machen. Auf Basis der dabei begleitend durchgeführten naturwissenschaftlichen Untersuchungen zur Identifikation der zahlreichen Maltechniken und konstruktiven Merkmale, konnte in freundlicher Zusammenarbeit mit weiteren Museen der Oberlausitz und Dresden ein Objektkatalog zu dieser Werkgruppe erstellt werden.

In Kooperation mit der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen wurden darüber hinaus im Rahmen des großzügig geförderten Projektes Schnittstellen für einen Datenexport aus der Bautzener Inventarisierungsdatenbank in das öffentlich zugängliche Objektportal museum-digital entwickelt, um die erarbeiteten Informationen der interessierten Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich zu machen.

Mittels weiterführender Forschungen sollen zukünftig regionale Werkgruppen sowie innovative und traditionelle Handwerkstechniken erkannt und voneinander unterschieden werden können, um sie darüber hinaus in einen überregionalen Kontext zu stellen. So könnten im Rahmen einer Fortführung des bereits jetzt über die regionale Bedeutsamkeit hinausweisenden Projektes weitere Erkenntnisse, beispielsweise über die verwendeten Baumaterialen (Holzarten, geographische Herkunft der Hölzer), sowie ganz allgemein zur regionalen Holz- und Forstwirtschaft jener Zeit abgeleitet werden.

"Wem gehörten einst diese Schränke? Bautzener Restaurator auf Spurensuche", Artikel in der Sächsischen Zeitung am 21.12.2022

Die Malerei eines Schrankes wird mit einem speziellen Gerät zur Röntgen-Fluoreszenz-Analyse untersucht.
Untersuchung der Bemalung mittels Röntgen-Fluoreszenz-Analyse
Ein geöffneter Schrank der reihe Ebersbacher Möbel. Darin befindet sich Geschirr.
Logo der Staatlichen Kunstsammlung Dresden
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