Barbara Wiesner führt durch die aktuelle Sonderausstellung „Kontext & Kontroverse“, die anlässlich des 150. Geburtstages des Museums zeitgenössische Kunst aus den Partnerstädten Bautzen und Heidelberg zeigt. Die in Liebon lebende Bildhauerin stellt den Besucherinnen und Besuchern nicht nur ihre beidseitig geschnitzten Standreliefs und beeindruckend großen Holzskulpturen vor. Sie gibt auch einen Einblick in die vielseitigen Arbeiten der anderen ausstellenden Künstlerinnen und Künstler Iris Brankatschk, Heike Dittrich, Almut-Sophia Zielonka, Cholud Kassem, Karin Kopka-Musch, Eyal Pinkas und Marius Ohl.
Iris Brankatschk setzt sich in den Kohlezeichnungen ihrer Reihe „vermessen“ mit dem Thema Rassismus auseinander. Gegenstand ihrer Arbeiten sind rassekundliche Untersuchungen an der sorbischen Bevölkerung der Lausitz, die zwischen 1929 und 1938 durchgeführt wurden, um die Theorie vom Slawen als Untermenschen zu beweisen. Heike Dittrich präsentiert fünf abstrakte und großformatige Arbeiten, die den Körper im Raum und unterschiedliche Befindlichkeiten wie Erhabenes, in sich Gekehrtes und den Raum Ausfüllendes darstellen sollen. Im Gegensatz dazu stellt Almut-Sophie Zielonka in der Sonderausstellung figurative Malerei aus, die die Beziehungen von Menschen zu sich selbst und zu ihrem Umfeld thematisieren. Cholud Kassem zeigt in ihrer umfangreichen Serie „… es sei denn was außen ist“ verschiedene sakrale und lithurgische Umhänge, denen Tauf-, Sterbe- und Festkleider gegenübergestellt werden. Die abstrakten Werke der Malerin und Installationskünstlerin Karin Kopka-Musch wirken leicht und farbenfroh. Sie gehen oft auf die Wand über und sollen darstellen, dass das Leben nicht immer geradlinig verläuft. Marius Ohl zeigt Werke, die sich durch farbstarke Flächen und Linien auszeichnen und so neue Formen und Muster entstehen lassen. Der Fotograf Eyal Pinkas präsentiert seine Fotomontagen der Serie „Alternativer Frühling“. Alltägliche Gegenstände, die digital verfremdet und dann in reale Hintergründe eingefügt wurden, stehen hier im Mittelpunkt und bilden kubistische Skulpturen.
Hagen Schulz widmet sich im zweiten Rundgang dem Thema „Das Bild der Stadt in Malerei und Druckgraphik – Bautzener Ansichten aus vier Jahrhunderten“. Der Diplom-Museologe stellt herausragende Bilddarstellungen vor, die seit dem 17. Jahrhundert entstanden sind. Diese Stadtansichten sind ein wichtiger Bestandteil des kulturgeschichtlichen Erbes von Bautzen. Als Informationsträger besitzen sie einen hohen Quellenwert, der unter anderem Aufschluss über die Baugeschichte – aber auch durch die von Kriegen und Stadtbränden, von politischen Ereignissen und wirtschaftlichen Prozessen geprägte – Geschichte von Bautzen gibt. Die Spanne der Motive reicht von der Darstellung der Gesamtstadt und der sie umgebenden Landschaft aus der „Vogelschau“ hin zur Abbildung ausgewählter Areale und einzelner Gebäude.